Aus der Geschichte von Wüstenhausen.....

        (Heimatbuch, Eugen Härle)

In einer Urkunde vom 20.05.1567 heißt es:
"Sovil das Weyllerlin Wiestenhaußen belangt, ligt solches also zu rechnen inn Ilsfelder marckhung, zwing und bennen, und wie ich bericht würd, ist vor zeyten nu ain hauß zway ungevärlich alda gestanden, arme leut geweßt, die also vom Flecken Ilsfeld hinauß gepauwt, hernacher haben sie sich gemehrt, ist inen ain zirckh daz sie sonnderlich bewonen mögen, yngeben worden, gehören doch allerdings underm gerichtz zwang und stab von Ilsfeld, nießen auch sonsten alle bürgerliche beschwerden mit Ilsfeld (wenig usgenomen) helffen tragen."

In heutiger Sprache: Was den Weiler bei Wüstenhausen anbelangt, ist dieser zu Ilsfelder Markung zu rechnen, ebenso Zwing und Bann. Wie mir (dem Untervogt zu Lauffen) berichtet wird, ist vor Zeiten (vermutlich 12. Jahrhundert) nur ein Haus oder zwei allda gestanden, arme Leute sind´s gewesen, die also vom Flecken Ilsfeld hinaus gebaut; hernach haben sie sich vermehrt, so ist ihnen ein Bezirk, den sie bewohnen mögen, gegeben worden, sie gehören jedoch unter des Gerichts Zwang und Stab von Ilsfeld, müssen auch sonst - von wenigem ausgenommen - alle bürgerlichen Beschwerden mit Ilsfeld tragen.....

"Wüstenhausa nebe draußa" so heißt es in einem kurzen Gedicht, das in der "Kleinen Heimatkunde von Ilsfeld" 1952 veröffentlicht wurde.
So "nebendraußen" ist und war aber Wüstenhausen gar nicht, denn schon die Römer haben dort im Tal des Gruppenbachs gesiedelt. Im Gewann Kleines Feldle zwischen Wüstenhausen und dem Landturm hat man wiederholt römische Scherben gefunden. Es muss dort um das Jahr 200 n.Chr. ein römisches Landhaus, eine "villa rustica", gestanden haben.
Als die Alemannen dann das Land eroberten, ließen sie das römische Steinhaus abseits liegen, sie wohnten lieber in Holzhäusern.

Dem verwüsteten römischen Haus aber verdankt Wüstenhausen seinen Ortsnamen.

Wüstenhausen wird urkundlich erstmals in einem Kaufvertrag vom 16.01.1330 erwähnt.
In diesem Vertag verkauft Konrad von Heinriet zwei Allode (Privatgrundstücke) in der
Villa Husen (Wüstenhausen) an den Grafen Nikolaus von Löwenstein.
Zum zweiten Mal wird Wüstenhausen in einer Kaufurkunde aus dem Jahre 1400 erwähnt.
In diesem Vertag hat der Ritter Hans von Sturmfeder - damals auf Stettenfels - an den Kaplan
der "Kapelle zu unserer lieben Frau" (= Maria) in Wüstenhausen den Großen und Kleinen Zehnten
der Markung Wüstenhausen verkauft.

Wüstenhausen hatte also damals schon eine christliche Kirche, eine Liebfrauenkapelle.
Dem frühgotischen Baustil nach wurde diese Kirche im 13. Jahrhundert erbaut, es ist jedoch möglich, dass vor ihr eine hölzerne oder eine romanische Kapelle stand.
Die Höhe des heute noch vorhandenen Chors lässt darauf schließen, dass es sich bei diesem Gotteshaus nicht nur um eine der üblichen kleinen Feldkapellen, sondern um eine ansehnliche Kirche handelt. Die Kirche wurde von einem Kaplan betreut. Kaplan und Pfleger war um 1400 der Geistliche Bruder Johannes Helpfrich.
Später wird ein Kaplan Laurin erwähnt. In einer Urkunde vom Jahre 1453 wird berichtet, dass Konrad Gemmrig und seine Frau,
"gesessen zu Ilsfeld, am 8. September ihr Höflein zu Ousten (Auenstein) an die Kapelle zu Wüstenhausen verkauft" haben. Und eine weitere Urkunde vom 19.06.1468 erzählt, dass der Frühmesser zu Hohenberg an den Heiligenpfleger zu Wüstenhausen einen Korngilt zu Auenstein verkauft hat.
Auch der Ritter Konrad von Sturmfeder, wohnhaft in Besigheim, hat am 22.07.1479 eine Korngült zu Auenstein an den Heiligenpfleger zu Wüstenhausen verkauft.

Über das weitere Schicksal dieser frühgotischen Kirche ist nichts Näheres bekannt, insbesondere auch nicht, wann und warum der Gottesdienst in ihr aufgegeben wurde.
Wahrscheinlich ist die Kirche im 30jährigen Krieg teilweise zerstört und seitdem nicht wieder aufgebaut worden. Das steinerne Kreuzrippengewölbe im Innern des heute noch stehenden Chores ist gut erhalten.
(Allerdings gackern heute darunter die Hennen, denn die Kirchenruine dient seit vielen Jahren als Hühnerstall.)
Heute sind die Reste der Kirche in Privatbesitz und teilweise sogar retstauriert.

Liebfrauenkirche
(Reste der frühgotischen Kirche in Wüstenhausen)

Nachdem Wüstenhausen 1369 würtemberisch wurde, war es wie Ilsfeld ein Grenzdorf an der württ./pfälz. Grenze. Untergruppenbach gehörte damals zu Weinsberg.
Weinsberg jedoch gehörte wie Besigheim und Maulbronn 300 Jahre zur Pfalz.
Zwischen dem Pfalzgrafen und Graf Ulrich dem Vielgeliebten von Württemberg aber bestand Jahrzehnte lang ein Krieg, weil Pfalzgraf Friedrich, "der böse Fritz", Heidelberg, das Heiratsgut für die Gemahlin des württ. Grafen nicht herausrücken wollte.
Im März 1460 hatte Graf Ulrich Maulbronn überfallen und das Kloster geplündert.
Nun zogen die Pfälzer als Gegenstoß auf dem rechten Neckarufer herauf.
Ulrich stellte sich ihnen jedoch nur mit der Hälfte seiner Ritter entgegen.
Zwischen Wüstenhausen und Helfenberg kam es zum Treffen. Als die Pfälzer schon meinten, gesiegt zu haben, griffen aus einem Hinterhalt bei der Ruine Helfenberg weitere 300 württ. Berittene in den Kampf ein und brachten den Pfälzern eine gänzliche Niederlage bei.
Der weinsbergerisch/pfälzische Hauptmann Lutz Schott und weitere Edelleute wurden gefangen genommen, viele andere erschlagen, darunter auch die beiden Ritter Kaspar Speth und Konrad von Hohenriet (Heinriet). Diese beiden Ritter wurden in der Alexanderkirche in Marbach beigesetzt (Marbach war seit 1302 würtemberisch). Eine Inschrift mit
Freskobild, das die Ritter knieend vor einem Kreuz zeigt, erinnert noch heute an diese Geschehen. Es ist übrigens das älteste Gefallenmahnmal in Württemberg. Die dabei stehenden zwei Inschriften lauten:
"anno 1460 begab sich uff snt philippi
vnd Jakob der zwelffboten abendt das
die durchleuchtigen hochgebornen Fürsten
vnd Herrn der Pfalzgraf vnd Graf Ulrich von wirttemberg
um agesagter vyndschaft uffeinander gestossen
an dem Furtnaben. Als die pfalzgräfische etwa
Wenig huß gebrannt hetten, traffen beider
siten miteinander an zwischen wystenhausen
und helfenberg alda wurden die
zwen beiderman erliich vnd ritterlich
erschlagen vnd mit dem her haym geführt.
Der almechtig got sy in gnedig amen".
Wystenhausen

Oberhalb des Bildes sieht man heute noch einen Haken, an dem einst ein "Kappenzipfel" hing,
der dem Feind als Siegestrophäe abgenommen wurde. Unterhalb des Hakens befindet sich ein
reich geschwungenes Spruchband mit der Inschrift: "vnd uff stund wurd dieser kappenzipfel
in Fenlins schaam (zur Schande) den feinden abgenommen".

Obwohl Wüstenhausen außerhalb des Landgraben liegt, ist es wie Ilsfeld 1368
württembergisch geworden, jedoch nicht der Herrenhof.
Von 1370-1462 hatte der Stettenfels den Sturmfedern gehört, die ihn dann dem pfälzischen
Landvogt Götz von Adelsheim verkauften.
Den Weiler Wüstenhausen (oder nur den Herrenhof?) verkauften die Sturmfeder am
25.01.1462 an Rafan von Helmstadt (vgl. Oberamtsbeschreibung von Besigheim von 1853).
Der Krieg ging weiter. 1504 erobert Herzog Ulrich von Württemberg die Stadt Weinsberg
und Burg und Herrschaft Stettenfels. Er gibt sie dem Ritter Konrad Thumb von Neuburg,
seinem späteren Erbmarschall zu Lehen. Damit ist auch der Herrenhof Wüstenhausen für
einige Zeit württembergisch geworden. Dieser "Herrenhof" war 1401 von einem Heilbronner
Bürger namens Lutwin an den Pfalzgrafen verkauft und der Herrschaft Stettenfels zugeteilt worden.
Es ist bis heute nicht einwandfrei geklärt, wo dieser erste Herrenhof war
(vermutlich das landwirtschaftliche Anwesen Lutz), und wann und wieso später von zwei
Herrenhöfen geredet wurde.

Konrad Thrumb hatte im Bauernkrieg zu den Bauern gehalten, weshalb Stettenfels im Gegensatz
zur Scheuerburg bei Neckarsulm u.a. damals nicht zerstört wurde. 1527 jedoch verkaufte
er Stettenfels an Wolf Philipp von Hirnheim, der sich vom Stift Mosbach auch das Patronatsrecht
für Untergruppenbach erkaufte. Bald darauf (1536) wurde auch in Wüstenhausen die Reformation eingeführt.
Nach dem unglücklich verlaufenen Schmalkalischen Krieg 1546 kam Stettenfels an den
katholischen Grafen Fugger von Augsburg.

Als endlich die Zeit der großen Schlachten vorbei war, fingen die Rechtsstreitigkeiten um den Weiler
Wüstenhausen an. Die Johanniter, die seit 1300 in Ilsfeld saßen, haben östlich von Wüstenhausen
in der Hardt ein größeres Waldstück. Die Fugger bestanden darauf, dass sie dort das Jagdrecht
hätten und auch das Weiderecht an diesem Waldstück. In einem anderen Vertag wurde nach längeren
Verhandlungen festgelegt, dass die Fugger an den "Herrenhöfen" nur die "kleine Gerichtsbarkeit" hatten.
Als 1551 die Untergruppenbacher den Herren Fugger huldigten, waren auch die Lehensleute des
Herrenhofs von Wüstenhausen dabei. Württemberg verlagerte deshalb eine Klarstellung der
Rechtsverhältnisse dieser Bürger.
Äußerlich in Frieden, innerlich aber doch zerrissen, geht nun das Leben in Wüstenhausen weiter.
Jahrhundertelang ist es so, dass die Bewohner der Herrenhöfe zur Schule, Kirche und zum Friedhof
nach Untergruppenbach gehören (also Dekanat und Oberamt Heilbronn), der größere Teil des Weilers
zur Schule und Kirche samt Friedhof nach Auenstein (bis 1938 Dekanat Marbach und Oberamt Marbach),
politisch jedoch, also zum Rathaus, gehören alle Einwohner von Wüstenhausen seit eh und je zur Gemeinde
Ilsfeld (bis 1938 Oberamt Besigheim). Ein Streitobjekt bis in die jüngste Zeit bildete auch immer
wieder die Beteiligung der Gemeinde Ilsfeld an den Kosten der Schule in Auenstein (siehe Bericht).
Über hundert Jahre hatte Wüstenhausen entsprechend der Kommunordnung einen Teilorts-Vorsteher,
einen "Anwalt". Viele Jahrzehnte war dies ein Vorrecht der Familie Michelfelder. Der letzte Anwalt,
der Landwirt Ernst Lutz, amtete von 1945 bis zu seinem Tode 1970.

1971 haben die der evang. Landeskirche Angehörigenden Bürger von Wüstenhausen dafür abgestimmt,
dass sie alle zur Kirche nach Untergruppenbach gehören wollen (Dekanat Heilbronn).
Die geplante Einrichtung eines eigenen Friedhofs wurde in der Bürgerversammlung 1960 abgelehnt.
So lassen sich heute die meisten Einwohner in Untergruppenbach, einige aber auch noch in Auenstein beerdigen.

In der Zeit, als die Bauplätze knapp waren, entschloß sich die Gemeinde Ilsfeld,
am nördlichen Ortsrand von Wüstenhausen ein Baugelände zu erschließen. Ein neuer Ortsteil
entstand, der im Volksmund auch "Schönhausen" genannt wurde.

Da die 1969 gebaute Abwasser-Sammelleitung
von Gruppenbach zur Gruppenkläranlage in Ilsfeld
an Wüstenhausen vorbeiführt, konnte Wüstenhausen
an dieses Kanalnetz angeschlossen werden.
1910 erhielt Wüstenhausen die Wasserleitung.
Es wurde an die Schozachtalwasserversorgungsgruppe
durch eine Zuleitung vom Abstatter Hochbehälter
angeschlossen. Das dafür aufgenommene Darlehen
sollte in 60 Jahresraten zu je 510.-Mark
abbezahlt werden.
Brunnen


Zu jener Zeit kam auch der elektrische Strom nach Wüstenhausen. Damit war auch die Zeit
der Göpel (von Pferden im Rundlauf gezogene Antriebsvorrichtung für die Futterschneid- und Dreschmaschine) vorbei.