In einer Urkunde vom 20.05.1567
heißt es:
"Sovil das Weyllerlin
Wiestenhaußen belangt, ligt solches also zu rechnen inn Ilsfelder
marckhung, zwing und bennen, und wie ich bericht würd, ist vor
zeyten nu ain hauß zway ungevärlich alda gestanden, arme leut
geweßt, die also vom Flecken Ilsfeld hinauß gepauwt, hernacher haben
sie sich gemehrt, ist inen ain zirckh daz sie sonnderlich bewonen
mögen, yngeben worden, gehören doch allerdings underm gerichtz zwang
und stab von Ilsfeld, nießen auch sonsten alle bürgerliche
beschwerden mit Ilsfeld (wenig usgenomen) helffen tragen."
In heutiger Sprache: Was den Weiler bei Wüstenhausen anbelangt, ist dieser zu Ilsfelder Markung zu rechnen, ebenso Zwing und Bann. Wie mir (dem Untervogt zu Lauffen) berichtet wird, ist vor Zeiten (vermutlich 12. Jahrhundert) nur ein Haus oder zwei allda gestanden, arme Leute sind´s gewesen, die also vom Flecken Ilsfeld hinaus gebaut; hernach haben sie sich vermehrt, so ist ihnen ein Bezirk, den sie bewohnen mögen, gegeben worden, sie gehören jedoch unter des Gerichts Zwang und Stab von Ilsfeld, müssen auch sonst - von wenigem ausgenommen - alle bürgerlichen Beschwerden mit Ilsfeld tragen.....
"Wüstenhausa nebe draußa" so heißt es in einem kurzen Gedicht, das in der "Kleinen Heimatkunde von Ilsfeld" 1952 veröffentlicht wurde."anno 1460 begab sich uff snt
philippi vnd Jakob der zwelffboten abendt das die durchleuchtigen hochgebornen Fürsten vnd Herrn der Pfalzgraf vnd Graf Ulrich von wirttemberg um agesagter vyndschaft uffeinander gestossen an dem Furtnaben. Als die pfalzgräfische etwa Wenig huß gebrannt hetten, traffen beider siten miteinander an zwischen wystenhausen und helfenberg alda wurden die zwen beiderman erliich vnd ritterlich erschlagen vnd mit dem her haym geführt. Der almechtig got sy in gnedig amen". |
Oberhalb des Bildes sieht man heute noch
einen Haken, an dem einst ein "Kappenzipfel" hing,
der dem Feind als Siegestrophäe abgenommen wurde. Unterhalb des Hakens
befindet sich ein
reich geschwungenes Spruchband mit der Inschrift: "vnd uff stund wurd
dieser kappenzipfel
in Fenlins schaam (zur Schande) den feinden abgenommen".
Obwohl Wüstenhausen außerhalb des Landgraben liegt, ist es wie Ilsfeld
1368
württembergisch geworden, jedoch nicht der Herrenhof.
Von 1370-1462 hatte der Stettenfels den Sturmfedern gehört, die ihn
dann dem pfälzischen
Landvogt Götz von Adelsheim verkauften.
Den Weiler Wüstenhausen (oder nur den Herrenhof?) verkauften die
Sturmfeder am
25.01.1462 an Rafan von Helmstadt (vgl. Oberamtsbeschreibung von
Besigheim von 1853).
Der Krieg ging weiter. 1504 erobert Herzog Ulrich von Württemberg die
Stadt Weinsberg
und Burg und Herrschaft Stettenfels. Er gibt sie dem Ritter Konrad
Thumb von Neuburg,
seinem späteren Erbmarschall zu Lehen. Damit ist auch der Herrenhof
Wüstenhausen für
einige Zeit württembergisch geworden. Dieser "Herrenhof" war 1401 von
einem Heilbronner
Bürger namens Lutwin an den Pfalzgrafen verkauft und der Herrschaft
Stettenfels zugeteilt worden.
Es ist bis heute nicht einwandfrei geklärt, wo dieser erste Herrenhof
war
(vermutlich das landwirtschaftliche Anwesen Lutz), und wann und wieso
später von zwei
Herrenhöfen geredet wurde.
Konrad Thrumb hatte im Bauernkrieg zu den Bauern gehalten,
weshalb Stettenfels im Gegensatz
zur Scheuerburg bei Neckarsulm u.a. damals nicht zerstört wurde. 1527
jedoch verkaufte
er Stettenfels an Wolf Philipp von Hirnheim, der sich vom Stift
Mosbach auch das Patronatsrecht
für Untergruppenbach erkaufte. Bald darauf (1536) wurde auch in
Wüstenhausen die Reformation eingeführt.
Nach dem unglücklich verlaufenen Schmalkalischen Krieg 1546 kam
Stettenfels an den
katholischen Grafen Fugger von Augsburg.
Als endlich die Zeit der großen Schlachten vorbei war, fingen die
Rechtsstreitigkeiten um den Weiler
Wüstenhausen an. Die Johanniter, die seit 1300 in Ilsfeld saßen, haben
östlich von Wüstenhausen
in der Hardt ein größeres Waldstück. Die Fugger bestanden darauf, dass
sie dort das Jagdrecht
hätten und auch das Weiderecht an diesem Waldstück. In einem anderen
Vertag wurde nach längeren
Verhandlungen festgelegt, dass die Fugger an den "Herrenhöfen" nur die
"kleine Gerichtsbarkeit" hatten.
Als 1551 die Untergruppenbacher den Herren Fugger huldigten, waren
auch die Lehensleute des
Herrenhofs von Wüstenhausen dabei. Württemberg verlagerte deshalb eine
Klarstellung der
Rechtsverhältnisse dieser Bürger.
Äußerlich in Frieden, innerlich aber doch zerrissen, geht nun das
Leben in Wüstenhausen weiter.
Jahrhundertelang ist es so, dass die Bewohner der Herrenhöfe zur
Schule, Kirche und zum Friedhof
nach Untergruppenbach gehören (also Dekanat und Oberamt Heilbronn),
der größere Teil des Weilers
zur Schule und Kirche samt Friedhof nach Auenstein (bis 1938 Dekanat
Marbach und Oberamt Marbach),
politisch jedoch, also zum Rathaus, gehören alle Einwohner von
Wüstenhausen seit eh und je zur Gemeinde
Ilsfeld (bis 1938 Oberamt Besigheim). Ein Streitobjekt bis in die
jüngste Zeit bildete auch immer
wieder die Beteiligung der Gemeinde Ilsfeld an den Kosten der Schule
in Auenstein (siehe Bericht).
Über hundert Jahre hatte Wüstenhausen entsprechend der Kommunordnung
einen Teilorts-Vorsteher,
einen "Anwalt". Viele Jahrzehnte war dies ein Vorrecht der Familie
Michelfelder. Der letzte Anwalt,
der Landwirt Ernst Lutz, amtete von 1945 bis zu seinem Tode 1970.
1971 haben die der evang. Landeskirche Angehörigenden Bürger von
Wüstenhausen dafür abgestimmt,
dass sie alle zur Kirche nach Untergruppenbach gehören wollen (Dekanat
Heilbronn).
Die geplante Einrichtung eines eigenen Friedhofs wurde in der
Bürgerversammlung 1960 abgelehnt.
So lassen sich heute die meisten Einwohner in Untergruppenbach, einige
aber auch noch in Auenstein beerdigen.
In der Zeit, als die Bauplätze knapp waren,
entschloß sich die Gemeinde Ilsfeld,
am nördlichen Ortsrand von Wüstenhausen ein Baugelände zu erschließen.
Ein neuer Ortsteil
entstand, der im Volksmund auch "Schönhausen" genannt wurde.
Da die 1969 gebaute
Abwasser-Sammelleitung von Gruppenbach zur Gruppenkläranlage in Ilsfeld an Wüstenhausen vorbeiführt, konnte Wüstenhausen an dieses Kanalnetz angeschlossen werden. 1910 erhielt Wüstenhausen die Wasserleitung. Es wurde an die Schozachtalwasserversorgungsgruppe durch eine Zuleitung vom Abstatter Hochbehälter angeschlossen. Das dafür aufgenommene Darlehen sollte in 60 Jahresraten zu je 510.-Mark abbezahlt werden. |
Zu jener Zeit kam auch der elektrische Strom nach Wüstenhausen. Damit
war auch die Zeit
der Göpel (von Pferden im Rundlauf gezogene Antriebsvorrichtung für
die Futterschneid- und Dreschmaschine) vorbei.